Dostojewskijs Werk
Dostojewskijs literarisches Wirken beginnt mit einer Übersetzung aus dem Französischen („Eugénie Grandet“ von Honoré de Balzac). Vor der sibirischen Verbannung (1850-1859) veröffentlicht er den viel beachteten Erstlingsroman „Arme Leute“, die zu Lebzeiten wenig erfolgreiche, psychologisch jedoch innovative Novelle „Der Doppelgänger“ sowie eine Reihe von Erzählungen. Erst kurz vor seiner Rückkehr aus Sibirien beginnt Dostojewskij wieder Prosa zu schreiben. Besonders die künstlerische Verarbeitung der eigenen Katorga-Erfahrungen in „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ leitet sein literarisches Comeback ein. Der Schriftsteller beginnt sich in Sankt Petersburg als Feuilletonautor zu profilieren, wobei er als Herausgeber der literarischen Zeitschriften „Wremja“ („Die Zeit“) und „Ėpocha“ („Die Epoche“) wenig finanzielles Geschick beweist. Aus Geldnot (und wohl auch aus Lust am Risiko) arbeitet er parallel an den Romanen „Der Spieler“ und „Verbrechen und Strafe“; das letztgenannte Werk wird der erste der „fünf Elefanten“ (Swetlana Geier) – der „großen“, kompositorisch und psychologisch komplexen Romane, für die Dostojewskij bis heute bekannt ist. Immer wieder kreisen diese Texte um die Themen Verbrechen, Familie, Glaube, Gewissen und Freiheit – in je anderen Gewichtungen und Zusammensetzungen. Neben „Verbrechen und Strafe“ („Schuld und Sühne“) haben insbesondere „Der Idiot“, „Die Dämonen“, „Der Jüngling“ sowie „Die Brüder Karamasow“ weltweit eine Vielzahl unterschiedlicher Deutungen hervorgerufen. Sie bieten vielfältige Inspirationen zum Nachdenken über grundsätzliche Fragen der menschlichen Existenz.
Daniel Schümann
Eine Übersicht zu Dostojewskijs Einzelwerken und ihren Erscheinungsdaten findet sich unter Wikipedia.